Das Ende von Universal Analytics (UA) rückt unaufhaltsam näher, zum 1. Juli dieses Jahres lässt Google die Datensammlung in der kostenlosen Version von UA auslaufen, was es praktisch nutzlos macht. Dies bedeutet für all jene Webseitenbetreiber, die ihr Tracking bisher noch nicht auf Google Analytics 4 (GA4) umgestellt haben – und wenn du das hier liest, gehörst du vermutlich dazu –, dies jetzt schleunigst nachzuholen.
In diesem Blog zeige ich dir Schritt für Schritt, was du in den nächsten Wochen zu tun hast, um die Migration zu GA4 doch noch zum Stichtag zu bewältigen.
1. Keine Panik!
Die Migration von UA zu GA4 kann erstmal überwältigend scheinen – und es ist eine ganze Menge Arbeit, die sich nicht mal eben so bewältigen lässt – besonders wenn die Deadline immer näher rückt und Datenverlust droht. Es bringt aber nichts, Panik zu bekommen und sich kopflos in die Umsetzung zu stürzen, denn das wird hundertprozentig schiefgehen.
Bevor du überhaupt daran denken solltest, irgendetwas umzusetzen, gibt es einiges an Vorarbeit zu leisten.
Das Wichtigste: Mach dich mit GA4 vertraut, denn auch wenn es nach wie vor Google Analytics heißt, hat sich deutlich mehr verändert als nur die Versionsnummer.
Die Menüführung ist zwar immer noch sehr ähnlich, allerdings hat sich unter der Haube so viel verändert, dass GA4 im Grunde ein komplett anderes Tool als noch UA ist. So haben wir in GA4 einen komplett neuen Trackingcode, Hits wie wir sie noch aus UA kennen sind Geschichte – in GA4 ist jede Interaktion ein Event, welche ebenfalls anders aufgebaut sind – und es gibt deutlich weniger vorgefertigte Berichte, hier müssen wir viel manuell nachhelfen.
Zusätzlich ist GA4 grundsätzlich um Machine Learning und KI aufgebaut, um unabhängiger von Cookies zu werden und somit zukunftssicherer zu sein. Dazu kommen noch viele andere Änderungen, die an dieser Stelle zu weit führen würden, welche es notwendig machen, dass du dich mit GA4 und seinen Möglichkeiten und auch seinen Limitationen – denn es hat immer noch nicht alle Funktionen die du aus UA kennst – vertraut machst bevor du mit der Migration startest.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, über den du dir an dieser Stelle Gedanken machen solltest, ist die Speicherung deiner Alt-Daten aus UA. Du kannst auf diese zwar noch bis ca. Januar 2024 zugreifen, also sechs Monate nachdem UA aufgehört hat, Daten zu sammeln, aber danach sind diese weg. Sie lassen sich auch nicht in GA4 übernehmen, weswegen du eine alternative Speichermethode brauchst, solltest du in Zukunft mit deinen alten Daten arbeiten wollen.
Überprüfe auch, ob deine Webseite einen funktionierenden Data Layer hat, welcher mit sinnvollen Informationen, z. B. Produktinformationen bei einem Shop, angereichert wird. Dieser wird später noch für deine Datensammlung essenziell sein, da GA4 immer wieder Informationen aus ihm braucht bzw. brauchen kann. Es lohnt sich also, diesen frühzeitig einzurichten, sollte er noch nicht vorhanden sein oder nur unzureichende Informationen liefern.
2. Erstelle einen Tracking-Plan
Der nächste wichtigste Schritt, den wir bei Metrika jedes Mal mit unseren Kunden gemeinsam durchgehen, ist die Erstellung eines Tracking-Plans.
Weil GA4 mit deutlich weniger vorgefertigten Events aufwartet als noch UA, musst du dir Gedanken machen, was es überhaupt auf deiner Webseite zu tracken gibt und was davon du tatsächlich brauchst. Dies ist auch eine Chance, dein bisheriges Tracking nochmal komplett zu überdenken und auch zu verschlanken, setzte den Rotstift ruhig großzügig ein. Doch immer der Reihe nach.
Schritt 1: Überblick verschaffen
Im ersten Schritt musst du dir einen Überblick über dein bisheriges Tracking verschaffen: Wie sieht das allgemeine Tracking (Seitenansichten, Formulare usw.) bisher aus, wie das E-Commerce Tracking? Welche Daten werden erhoben? Wie oft brauchst du die einzelnen Daten? Welche Entscheidungen werden auf ihrer Grundlage getroffen? Fasse dies alles in einem Dokument zusammen.
Schritt 2: Tracking-Prioritäten setzen
Als nächstes willst du das Ganze priorisieren, das kannst du grob in drei Kategorien machen.
- Oberste Priorität haben hierbei die Ereignisse, mit deren Daten du für dein Tagesgeschäft wichtige Entscheidungen triffst und die du entsprechend regelmäßig brauchst. Ebenfalls oberste Priorität haben Ereignisse, deren Daten du zwar nicht täglich brauchst – und deren Erfassung mehr Zeit braucht/komplexer ist – aber anhand derer du wichtige strategische Entscheidungen triffst. Diese beiden Arten von Ereignissen müssen zuerst nach GA4 migriert werden.
- Sekundär sind Daten, die du nur unregelmäßig brauchst und mit denen keine wichtigen strategischen Entscheidungen getroffen werden. Alle diese Daten, die nicht kritisch für dein Tagesgeschäft und deine Strategie sind, können noch zu einem späteren Zeitpunkt migriert werden.
- Die dritte Kategorie sind Daten, die du streichen kannst. Hierbei handelt es sich um Daten, mit denen du keine Entscheidungen triffst und die „einfach so erhoben werden – falls man sie mal braucht“ sowie Altlasten, die nie entfernt wurden, nachdem du sie nicht mehr genutzt hast.
Wenn du diese erste Priorisierung vorgenommen hast, kannst du zusätzlich überlegen, wo du in deinen wichtigen Daten noch Lücken siehst und was entsprechend wichtig wäre, mit GA4 getrackt zu werden, um diese Lücken zu füllen. Ergänze dein Dokument dementsprechend.
Schritt 3: Namenskonventionen festlegen – und durchhalten
Der dritte Schritt mag auf den ersten Blick banal wirken, ist aber unerlässlich, um dein Tracking sauber und skalierfähig zu halten: die Festlegung von Namenskonventionen.
Erarbeite für dich ein klares Schema, wie du Ereignisse, Variablen und Trigger benennst. Versuche hierbei möglichst generisch zu sein, vor allem bei Variablen und Triggern, um diese mehrfach verwenden zu können und nicht für jedes Ereignis neue anlegen zu müssen. Halte dich für deine Namenskonventionen am besten an die von Google vorgegebene Schreibweise. Hier findest du ebenfalls eine Liste aller möglichen Parameter, die möglich sind. Lege diese Konventionen in einem Dokument ab und halte dich strikt daran.
Mache es jedem zugänglich, der später deinen Google Tag Manager Container bearbeiten kann und sorge dafür, dass auch sie diese Schreibweise einhalten. Solltest du dies nicht tun, wird dein Tracking sehr schnell sehr unübersichtlich. Die von dir erhobenen Daten können so schnell “verunreinigt” werden und es kostet viel Arbeit, vor allem bei komplexeren Setups, alles wieder zu bereinigen.
Schritt 4: GA4-Ereignisse sinnvoll (!) definieren
Im letzten vorbereitenden Schritt solltest du nun anhand deiner Namenskonventionen und deinen priorisierten Ereignissen deine GA4-Ereignisse vordefinieren, sprich sie nach deinen Konventionen benennen, Variablen definieren für alles, was das Ereignis an Daten mitliefern soll, und die Trigger bestimmen, also wann und wie oft sie auslösen sollen.
Aufgrund des anderen Datenmodells wirst du deine UA-Events nicht 1:1 nachbauen können, auch wenn du in diesem Schritt versuchen kannst, nahe an sie heranzukommen, werden deine GA4-Daten trotzdem anders aussehen, als du es gewohnt bist.
Wichtig: Nimm dir für die Schritte bis hier unbedingt etwas mehr Zeit. Sie bilden den Grundstein, auf welchem dein gesamtes GA4-Tracking aufbauen wird. Wenn du sie überspringst oder nur oberflächlich bearbeitest, wird nicht nur die Migration deutlich schwerer, es kann auch dazu führen, dass mittelfristig dein Tracking schlechter wird, da sich vermeidbare Fehler eingeschlichen haben. Und diese zu beseitigen kann sehr komplex sein und damit entsprechend mehr Zeit und Geld kosten als den bisherigen Schritten gründlich zu folgen.
3. GA4 Property erstellen und Datenstream einrichten
Wenn du die Vorarbeit abgeschlossen hast, wird es Zeit, mit der GA4-Einrichtung zu beginnen.
Am Anfang steht hier die Einrichtung deiner GA4 Property, was du ganz einfach über deine bestehende UA Property machen kannst. In UA findest du unter Verwaltung auf Property-Ebene (in der Mitte der Seite) ganz oben den „Assistent zum Einrichten einer GA4-Property“, klicke auf diesen und folge ihm, um eine neue GA4- Property zu erstellen. Keine Sorge, deine UA Property bleibt nach wie vor erhalten.
Google bietet inzwischen die Möglichkeit an, deine UA Property automatisch nach GA4 zu migrieren und viele Einstellungen, wie z. B. Zielgruppen mit zu übertragen. Das mag zwar erstmal verlockend klingen, funktioniert aber in der Praxis an vielen Stellen einfach nicht richtig. Bevor du also viel Zeit damit verbringst, alle Fehler zu suchen, die sich durch die automatische Migration in deine neue Property eingeschlichen haben, ist es einfacher, die Migration manuell zu machen.
Wenn du den Assistenten beendet hast, kommst du von dort per Knopfdruck direkt in den Einrichtungsassistenten deiner neuen GA4 Property. Mit diesem kannst du schon einige grundlegende Tags erstellen (z. B. Seitenansichten oder Scrolltiefe), diese werden allerdings automatisch nach Googles Namensschema benannt. Wenn sich deine eigenen Namenskonventionen stark unterscheiden, kannst du diesen Schritt auch überspringen und später diese Tags selbstständig anlegen.
Schaue nun als nächstes unter dem Menüpunkt Datenstream, dort sollte schon ein Datenstream vorhanden sein, dieser ist allerdings noch inaktiv und muss erst aktiviert werden. Wie dies genau funktioniert, besprechen wir gleich noch, wenn wir zum Google Tag Manager kommen. Wichtig ist an dieser Stelle nur, dass du dir die Mess-ID kopierst. Diese findest du, wenn du auf den Datenstream klickst, sie besteht immer aus einem G- und einem String aus Zahlen und Buchstaben.
Bitte beachte an dieser Stelle: Es mag hier “einfach” klingen, dir sollte aber jederzeit bewusst sein, dass du das Potenzial von GA4 nur heben kannst, wenn du das Tracking entsprechend an dein Unternehmen und an eure Situation anpasst!
4. Conversions in GA4 einrichten und relevante Verbindungen herstellen
Für den nächsten Teil kannst du direkt in der GA4-Verwaltung bleiben, denn hier kannst du deine Conversions unter dem gleichnamigen Menüpunkt festlegen.
Nimm deine Liste mit deinen vorgefertigten GA4 Events zur Hand, überleg dir, welche davon Conversions sind und trag einfach ihren Namen als neues Conversion-Ereignis ein. Sobald Daten einlaufen, werden so deine Conversions direkt korrekt als solche angezeigt. Du kannst auch warten, bis Daten da sind, und die Events per Schalter als Conversion markieren, dafür müssen sie aber zuerst einmal ausgelöst werden, was evtl. etwas dauern kann.
Das (vorläufig) letzte, was du in deiner neuen GA4 Property machen musst, ist relevante Verbindungen zu anderen Diensten im Google Kosmos herzustellen, sprich zu Google Ads, Google Search Console und BigQuery. Damit dieser Schritt reibungslos läuft, stelle sicher, dass deine GA4 Property unter dem selben Konto wie die anderen Dienste läuft bzw. dass du die entsprechenden Berechtigungen hast um Verbindungen herzustellen, normalerweise Bearbeiterrechte oder höher.
Die Verknüpfungen herzustellen, funktioniert im Prinzip immer gleich, ganz unten in den Property Einstellungen unter Verwaltung findest du die Produktverknüpfungen Kategorie. Wähle den Dienst, zu dem du eine Verknüpfung herstellen willst aus und klicke auf den blauen Verknüpfen Knopf. Wähle dort das entsprechende Konto aus, konfiguriere die Einstellungen, überprüfe alles und sende es ab. Überprüfe danach bei dem entsprechenden Dienst, ob die Verknüpfung funktioniert hat, evtl. musst du sie dort bestätigen.
Bei der Anbindung an Google Data Warehouse BigQuery gibt es darüber hinaus noch einige wichtige Dinge zu beachten wie etwa die Erstellung eines Rechnungskontos, Einstellungen in den Tabellen – das würde hier aber zu weit führen. Der Lohn dafür ist jedoch, dass die Daten aus GA4 auch langfristig im Rohformat gespeichert werden und du so – mit entsprechenden Kenntnissen – noch wesentlich mehr aus ihnen herausholen kannst.
Wenn du alle Verknüpfungen erstellt hast, steht das Skelett deines GA4 Trackings. An dieser Stelle laufen allerdings noch keine Daten in deine neue Property ein, um an Daten zu kommen, musst du im nächsten Schritt den Google Tag Manager (GTM) einrichten.
Wichtig: Solltest du noch nie mit dem GTM oder mit GA4 gearbeitet haben, ist es eine gute Idee, sich an dieser Stelle professionelle Unterstützung von uns ins Boot zu holen, da der Umgang mit dem GTM nicht einfach ist und hier viel schief gehen kann, was unter Umständen zu unbrauchbaren Daten führt.
5. GTM-Container erstellen und verknüpfen
Um Daten in deine neue GA4 Property zu bekommen, kannst du nun einen neuen Container im Google Tag Manager erstellen und diesen mit GA4 verknüpfen. Solltest du bereits einen GTM-Container besitzen, kannst du diesen auch weiterhin nutzen.
Navigiere zur Verwaltung und erstelle einen neuen Container (über das blaue +). In der Verwaltung dieses neuen Containers findest du den Menüpunkt „Google Tag Manager installieren“, dieser enthält zwei Codeboxen, welche du in den Code deiner Webseite einbinden musst, eine für den Head-Bereich im HTML-Code und eine für den Body im HTML-Code, damit der GTM funktioniert.
Um den GTM-Container nun mit deiner GA4 Property zu verbinden, musst du ein GA4-Konfigurations-Tag anlegen. Gehe hierzu in den Arbeitsbereich und lege zuerst eine neue Variable an, eine Konstante, die du z. B. “GA4 MessID” nennst und in der du die Mess-ID deiner GA4 Property aus Schritt drei hinterlegst.
Lege dann ein neues GA4-Konfigurations-Tag an, dies ist eines der empfohlenen Tags. In dieses fügst du dann die MessID Variable ein, speicherst es und veröffentlichst es mit dem Google Tag Manager Container. Tipp: Wenn du nicht willst, dass dein Tracking auslöst, bevor deine Nutzer einwilligen, solltest du auch noch einen sog. Blocking Trigger in dein Tag einbauen. Da das nicht immer trivial zu machen ist, hole dir ggf. Unterstützung.
Damit wäre die Grundeinrichtung deines GA4-Trackings abgeschlossen.
6. Events im GTM erstellen und veröffentlichen
Damit du alle Events tracken kannst, die du in deinen Dokumenten vordefiniert hast, musst du nun Tags, Trigger und Variablen im GTM erstellen. Weil ich hier natürlich nicht im Detail beschreiben kann, wie du dein Setup komplett umsetzen kannst, werde ich den Prozess nur grob umreißen.
Grundsätzlich gehst du nun immer wieder vor wie bei deinem GA4-Konfigurations-Tag im GTM. Lege deine Variablen und Trigger an und füge sie dann einem entsprechenden Tag hinzu. Halte dich dabei an deine Namenskonventionen und teste jedes neue Tag in der Vorschau. Achte darauf, ob sie korrekt auslösen – also auf den richtigen Seiten, nur mit Consent usw. – und ob sie die richtigen Daten mitnehmen.
Wenn du auf diese Weise deine wichtigsten Tags angelegt und getestet hast, kannst du den Container veröffentlichen. Wenn du alles korrekt gemacht hast, solltest du mit deiner Webanalyse in GA4 durchstarten können.
Solltest du dir kompetente Hilfe bei der zeitnahen Umstellung auf GA4 wünschen, sind wir bei Metrika die richtigen Ansprechpartner für dich, buche dir heute noch ein kostenloses Erstgespräch mit uns und wir schauen, wie wir weiterhelfen können.
Jetzt mit uns den erfolgreichen Sprung zu GA4 schaffenEr bloggte zu allen Themen rund um Webanalyse und Online-Marketing, wenn er nicht grade unterwegs ist oder Zeit mit Freunden und Familie verbringt.