Eine essentielle Funktion von Universal Analytics (UA) für viele Online-Marketer ist (war) die Zielgruppen-Funktion. Auch in Google Analytics 4 (GA4), das bald UA vollständig ablösen wird, gibt es die Möglichkeit, Zielgruppen zu erstellen. Doch es gibt einige Unterschiede in der Erstellung von Zielgruppen sowie einige Neuerungen und mehr Möglichkeiten in GA4, die mit dem neuen Datenmodell und verändertem Fokus erst machbar werden. Und die Potenzial in sich bergen für besseres Marketing.
In diesem Blogpost zeige ich dir, welche neuen Möglichkeiten für Zielgruppen dir GA4 bietet, wie du richtig Zielgruppen anlegst und wie du diese effektiv in deinem Online-Marketing nutzen kannst. Falls das Thema für dich noch gänzlich neu ist, schauen wir uns zuerst einmal an, was Zielgruppen im Kontext von GA4 überhaupt sind und wie sie funktionieren.
Wichtig: Grundvoraussetzung zum Anlegen effektiver Zielgruppen in GA4 ist eine gute Datenqualität im Tool. Wenn diese nicht gegeben ist, lässt sich auch mit ausgeklügelten, richtig gebauten Zielgruppen kein effektives Online-Marketing betreiben.
Was sind Zielgruppen in GA4?
Eine Zielgruppe ist eine Gruppe von Nutzern, welche gemeinsame Merkmale aufweisen. Diese Merkmale können sich aus zwei Quellen speisen: die erste ist ihr Verhalten auf der Website – welche Seiten wurden besucht, welche Aktionen haben sie durchgeführt und viele weitere. Die zweite Quelle sind Merkmale wie z. B. Interessen und stehen nur zur Verfügung, wenn Google Signals in GA4 aktiviert ist und genug Traffic auf der Seite vorhanden ist.
Es gibt zwei Arten von Zielgruppen in GA4: vordefinierte, welche in GA4 automatisch generiert werden – standardmäßig sind dies die Zielgruppen „All Users“ und „Purchasers“ – und benutzerdefinierte, welche vom Benutzer selbst erstellt werden und es erlauben, selbst Regeln und Bedingungen festzulegen.
Die so erstellten Zielgruppen sollen so dabei helfen, das Marketing, vor allem das Remarketing, besser zu steuern und zu verbessern. Außerdem ersetzen sie die aus Universal Analytics bekannten Segmente, sprich wenn du Nutzersegmente wie in UA haben willst, musst du diese über Zielgruppen anlegen. Und ähnlich wie schon in der Vorversion von Google Analytics: Wenn GA4 an ein Google-Ads-Konto angebunden ist, können die GA4-Zielgruppen auch dort benutzt werden.
Zielgruppen in GA4 richtig erstellen – Schritt für Schritt
Grundsätzlich ist das Erstellen von Zielgruppen in GA4 sehr simpel und erfordert nur 6 Schritte:
1. Wähle in Analytics unter Einstellungen (1) Zielgruppen (2) aus.
2. Klicke auf „Zielgruppe erstellen“
3. Wähle eine der angebotenen Möglichkeiten aus. „Benutzerdefinierte Zielgruppe erstellen“ (1) erstellt eine komplett leere Zielgruppe, während die „Vorgeschlagenen Zielgruppen“ (2) Vorschläge enthalten, wie die Zielgruppe aussehen kann. Diese Vorlagen lassen sich noch weiter mit Regeln ergänzen.
4. Gib der Zielgruppe einen eindeutigen, aussagekräftigen Namen und evtl. auch eine Beschreibung, damit andere schnell wissen, wozu sie da ist.
5. Lege die Bedingungen und Regeln der Zielgruppe fest. Hier gibt es viele Möglichkeiten, sehr präzise Zielgruppen zu erstellen. Es lassen sich Nutzer einschließen, die bestimmte Bedingungen erfüllen (1), diese lassen sich mit bestimmten Parametern weiter präzisieren (2) (Über alle Sitzungen des Nutzers hinweg, innerhalb derselben Sitzung, innerhalb desselben GA4-Ereignisses). Es lassen sich mehrere Bedingungsgruppen bilden, die zutreffen müssen (3), und auch Sequenzen – also Abfolgen von Handlungen – sind möglich (4). Das Ganze funktioniert auch andersherum, über auszuschließende Gruppen (5). Außerdem lässt sich die Dauer, die ein Nutzer in der Zielgruppe bleibt, einstellen (6).
6. Überprüfe die Zusammenfassung, ob die Zielgruppe sinnvoll gefüllt werden kann, klicke dann auf Speichern. Wichtig: Sobald eine Zielgruppe gespeichert ist, lassen sich nur noch Name und Beschreibung anpassen, darum stelle sicher, dass die Zielgruppe so präzise wie nötig erstellt ist!
Fehler bei der Zielgruppenerstellung vermeiden
Der größte Stolperstein bei der Erstellung von Zielgruppen ist das Festlegen der Bedingungen und Regeln. Da sich so viele Möglichkeiten bieten, schleichen sich hier normalerweise die Fehler ein.
Hinzu kommt, dass es meist mehrere, valide Möglichkeiten gibt, eine Zielgruppe festzulegen. Dementsprechend ist es sehr einfach, „Quatsch-Zielgruppen” anzulegen, die auf den ersten Blick vernünftig wirken, aber nicht unbedingt das Gewollte abbilden, dies sehen wir auch regelmäßig in vielen GA4-Accounts, in die wir Einblick bekommen.
Um bessere Zielgruppen anzulegen, ist es wichtig, genau zu wissen, wozu die Zielgruppe nachher dienen soll. Dies hilft zu entscheiden, auf welcher Ebene die Zielgruppe basieren soll (Nutzer insgesamt, Nutzer innerhalb einer Session oder innerhalb eines Ereignisses) und wie restriktiv die Bedingungen sein müssen.
Danach gilt: „Keep it simple!“ Wenn man z. B. eine Zielgruppe aus Nutzern erstellen will, die mehrfach gekauft haben, reicht es, Nutzer einzuschließen, die mehr als einmal ein Purchase-Event ausgelöst haben. Eine Sequenz aus 1. add_to_cart, 2. view_cart und 3. purchase, die mehr als einmal ausgeführt wurde, wäre viel zu restriktiv und man würde unnötig Nutzer verlieren.
Ist man zu restriktiv, wird die Zielgruppe evtl. kleiner als gewollt und man verliert unnötig Nutzer, während andersherum zu viele Nutzer in eine Zielgruppe fallen und sie dadurch z. B. im Remarketing an Effektivität einbüßt. Die Mindestgrößen für Zielgruppen in verschiedenen Netzwerken von Google Ads findest du zum Beispiel im Hilfe-Beitrag für Google.
Auch sollte man sich immer Gedanken machen, welche Möglichkeiten es gibt, eine Bedingung darzustellen, z. B. könnte man eine Sprache über die URL, die Sprache des Browsers oder andere Parameter abbilden. Hier muss man selbst abwägen, welche Option die beste ist.
Für die Zielgruppen-Erstellung ist vor allem Erfahrung gefragt, um Fehler zu vermeiden und effektiv zu arbeiten. Es hilft, sich Gedanken zu machen, was man erreichen möchte und wie man es erreichen kann und verschiedenen Optionen zu testen, bevor man sich festlegt.
Wie du Zielgruppen für dein Online-Marketing nutzen kannst
Wenn du schon zu UA-Zeiten mit Zielgruppen gearbeitet hast, solltest du dich jetzt schnell wieder zurechtfinden.
In GA4 selbst kannst du mit einem Klick auf eine Zielgruppe diese wie einen Bericht anzeigen lassen, außerdem lassen sich Zielgruppen auf andere Berichte anwenden, wie es mit Segmenten in UA auch möglich war.
Wenn deine GA4 Property mit deinem Google-Ads-Konto verbunden ist, kannst du, wie bereits erwähnt, deine GA4-Zielgruppen ebenfalls in Google Ads verwenden. Hier kannst du sie dann gezielt für das Remarketing einsetzen, um über Remarketing-Listen z. B. Nutzer, die ein bestimmtes Produkt angesehen, aber den Kauf nicht abgeschlossen haben, erneut anzusprechen und zum Kauf zu animieren. Auch lassen sich so Nutzer gezielt über personalisierte Anzeigen oder mit relevanten Inhalten auf die eigene Seite zurückholen.
Auch für das Erstellen von Lookalike-Zielgruppen lassen sich deine GA4-Zielgruppen verwenden, um so, basierend auf dem Verhalten und dem Interesse bereits vorhandener Nutzer, neue Nutzer anzusprechen, die über dieselben Eigenschaften verfügen. So können deine Zielgruppen dabei helfen, neue Nutzer zu gewinnen.
Das war’s schon?
Im Grunde schon. An und für sich ist das Anlegen von Zielgruppen kein Hexenwerk, auch wenn es ein paar Tücken gibt.
Das Wichtigste ist, sich vor dem Anlegen Gedanken zu machen, was die Zielgruppe abbilden und wozu sie später genutzt werden soll, um dem Ganzen so eine sinnvolle Form zu geben.
Richtig eingesetzt, sind Zielgruppen vor allem in Verbindung mit guten Ads-Kampagnen eines der – wenn nicht sogar das wichtigste – Tool im Arsenal eines jeden Online-Marketers.
Du wünscht dir noch Unterstützung beim Aufbau deiner Zielgruppen, weil es mit den Feinheiten nicht hinhaut wie gedacht und du noch eine zweite Meinung brauchst? Oder du bist dir unsicher, ob deine Datenqualität stimmt bzw. dein bisheriges GA4 Setup die Daten sammelt, die für deine Zielgruppen wichtig sind? Dann komm zu uns in kostenfreie Erstgespräch und finde heraus, ob wir dir weiterhelfen können!
Jetzt mit uns deine Datenqualität sicherstellen und besseres Online-Marketing machenEr bloggte zu allen Themen rund um Webanalyse und Online-Marketing, wenn er nicht grade unterwegs ist oder Zeit mit Freunden und Familie verbringt.